Wurde unter Dechant Gertken hauptsächlich der kirchliche Auftrag des Chores in den Vordergrund gestellt, so trat der Bläserchor unter der Leitung von Rektor Robert Laermann häufiger an die Öffentlichkeit. In seiner Zeit wurde vieles begonnen, was heute zum traditionellen Bestand des Bläserchores zählt.

Eine dieser Traditionen begann im Jahre 1950. Für die Menschen gab es nach dem Krieg einen Nachholbedarf an Kultur und Geselligkeit. Darum veranstaltete der Chor für seine Mitglieder eine Tannenbaumfeier im Vereinslokal Nieporte. Nach einem kleinen Konzert gab es Kaffee und Kuchen, dann wurden die Kerzen am Tannenbaum angezündet und Jung und Alt sangen mit Begeisterung Weihnachtslieder. Der anschließende Tanz bis in den Abend hinein rundete die Feier ab, die bei allen das Empfinden hinterließ, zu einer großen Vereinsfamilie zu gehören. Diese Feier im Januar hat sich bis heute in veränderter Form als Vereinsfest für unsere Mitglieder erhalten.

1951 konnte der Bläserchor sein 30-jähriges Bestehen feiern. Es wurde mit einem Festgottesdienst in der Ruller Wallfahrtskirche eröffnet. Das Gartenkonzert am Nachmittag erhielt einen besonderen Glanz, als der ehemalige Dirigent Dechant Gertken vor den Chor trat und zwei altbekannte Märsche dirigierte. Niemand konnte ahnen, dass dies sein letzter Auftritt mit dem Chor sein würde.

Zwei Jahre später, am 31. Januar 1954, veranstaltete der Bläserchor ein volkstümliches Konzert im Saal Wöstmann, mitgestaltet vom MGV „Cäcilia“ Rulle und dem Mädchenschulchor der Westruller Schule. Trotz eisiger Kälte waren viele gekommen, um ein paar fröhliche Stunden zu erleben. In der Tagespresse war zu lesen: „Der verdiente Leiter des Bläser- und Mädchenchores, Lehrer R. Laermann, erntete mit seinen Bläsern und Sängerinnen sowie in der Gestaltung der Festfolge einen vollen Erfolg. Das aus 24 Bläsern bestehende Orchester ist unter seiner Stabführung zu einem Klangkörper zusammengewachsen, der durch die Sauberkeit der Tongebung, durch seine straffe Disziplin und in der Zusammensetzung der Instrumente allgemein gefiel.

In der Folgezeit veranstalteten der Bläserchor und der MGV „Cäcilia“ gemeinsam fast jährlich Konzert- und Unterhaltungsabende, die die enge freundschaftliche Verbundenheit der beiden Ruller Chöre dokumentiert. Über 40 Mal im Jahr trat der Bläserchor bei kirchlichen, öffentlichen und privaten Veranstaltungen auf.

Ab 1952 begleitete man die Fronleichnamsprozession in Lüstringen, wozu man eigens mit dem Bus anreiste. So pflegt der Bläserchor bis heute ein gutes Verhältnis zu den Schützenvereinen der benachbarten Ortschaften. Neben dem Schützenfest in Rulle spielte man von 1962-1998 beim Schützenverein Lechtingen, von 1986-1998 beim Schützenverein Mentrup-Hagen und seit 1972 bis heute beim Schützenverein Icker.
Ein ganz besonderer Einsatz war von 1971 bis 1979 die musikalische Begrüßung des Caritas Sonnenzuges für Behinderte am Osnabrücker Hauptbahnhof. Von 1980 bis 1984 war der Chor sogar Begleiter auf den Fahrten des Sonnenzuges. Norddeich-Mole, Köln-Deutz und Biggesee waren die bevorzugten Ziele der Ausflüge.

Da in den 60er/70er Jahren längst nicht jeder ein Auto hatte, traf man sich am Vereinslokal Nieporte und bildete Fahrgemeinschaften. Hier zeigte sich auch ein Fable von Robert Lahrmann für sportliche Autos. So ließ er sich stets im BMW von Günter Witte chauffieren, was diesem den Namen Cheffahrer einbrachte.

Erwähnenswert auch die jährlichen Prozessionen wie die Meppener Wallfahrt, die Männerwallfahrt und die Vertriebenenwallfahrt.

Hier ein Bild von der Männerwallfahrt 1962, was für Menschenmassen. Beim Einzug der Osnabrücker Pilger am Haupthügel, musste der Chor 15 Strophen „Gegrüßet seist du Königin“ spielen, bis alle vorbei waren.

In all den Jahren wuchs der Chor und konnte immer wieder neue Bläser in seine Reihen aufnehmen, wie man auf dem Foto zum 50-jährigen Jubiläum des Bläserchores im Jahre 1971 sehen kann. Nach dem Festgottesdienst, umrahmt von der Hymne „Festlicher Beginn“, dem Largo von Händel und dem Stück „Die Himmel rühmen“, versammelten sich die Mitglieder mit ihren Frauen zu einer besinnlichen Stunde im Vereinslokal Nieporte. Das Festkonzert vor großer Kulisse auf dem Platz vor der Turnhalle erntete reichen Beifall. Den Abschluss des Festes bildete in den Abendstunden die gut besuchte Tanzveranstaltung im Saal Lingemann.

Am 27. Februar 1975 verstarb der Dirigent und 1. Vorsitzende Rektor Robert Laermann. 25 Jahre stand er dem Chor vor und setzte dabei Maßstäbe. Unter seiner Leitung wurde der Chor zu einer festen Größe der Rulle Kulturszene. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.